1.7 Schutzsuchende nach Geschlecht und Altersgruppen

Definition

Zahl der Schutzsuchenden im Landkreis Rastatt differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen.

Relevanz

Schutzsuchende sind ausländische Personen, die sich unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten. Sie werden im Ausländerzentralregister anhand ihres aufenthaltsrechtlichen Status identifiziert. Zu ihnen zählen die folgenden drei Personengruppen:

  1. Schutzsuchende mit offenem Schutzstatus halten sich zur Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland auf, wobei über ihren Schutzstatus noch nicht entschieden wurde (Gestattung);
  2. Schutzsuchende mit anerkanntem Schutzstatus besitzen einen unbefristeten oder befristeten Aufenthaltstitel aus dem humanitären Bereich des Aufenthaltsgesetzes (AufenthG);
  3. Schutzsuchende mit abgelehntem Schutzstatus halten sich nach Ablehnung im Asylverfahren oder nach Verlust ihres humanitären Aufenthaltstitels als Ausreisepflichtige in Deutschland auf. Dazu zählen auch geduldet Ausreisepflichtige, deren Abschiebung rechtliche oder tatsächliche Abschiebehindernisse entgegenstehen, beispielsweise wenn der Zielstaat die Aufnahme verweigert. Als Duldung wird die temporäre Aussetzung der Abschiebung unter Bestehenbleiben der vollziehbaren Ausreisepflicht bezeichnet.

Ergebnisse

Ende 2022 lebten 7.883 Schutzsuchende im Landkreis Rastatt. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Zuwachs über 58 % und war somit am höchsten innerhalb eines Berichtsjahres seit Beginn der Statistik im Jahr 2007. Dies ist auf die Fluchtmigration aus der Ukraine zurückzuführen: Infolge des russischen Angriffskriegs suchten Ende 2022 rund 2.500 Ukrainerinnen und Ukrainer Schutz im Landkreis Rastatt. 63 % der registrierten Schutzsuchenden aus der Ukraine waren weiblich. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen lag bei 33,4 %.

Noch vor 5 Jahren war die Mehrheit der sich im Landkreis Rastatt aufhaltenden Schutzsuchenden männlich (57,8 %). 2022 glich sich das Verhältnis aus und betrug 50,8 % Männer zu 49,2 % Frauen.

Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren erreichte ihren Höhepunkt von 2.556 Personen im Jahr 2022 (anteilig 32,4 % aller Schutzsuchenden im Landkreis Rastatt). Fast jeder 3. Schutzsuchende im Landkreis Rastatt ist somit junger als 18 Jahre. Diese bemerkungswerte Feststellung zur Altersstruktur muss vor allem im Bildungsbereich berücksichtigt werden (Frühförderung, Schule, Ausbildung usw.). Eine jüngere Bevölkerung bedeutet in diesem Kontext einen erhöhten Bedarf an entsprechenden Einrichtungen und Bildungsangeboten.

Die Zahl der Schutzsuchenden im Alter zwischen 25 und 45 Jahren ist seit 2018 ebenfalls gestiegen und erreichte 2.757 Personen Ende 2022. Diese Personen stellen ein Potenzial für den Arbeitsmarkt dar, der bereits jetzt mit Fachkräftemangel zu kämpfen hat.

Seit 2018 hat sich die Anzahl der über 45-Jährigen verdoppelt; der Anteil erreichte 21,7 %.

Diese hohen Zahlen bringen einige Herausforderungen mit sich. Je älter eine Person ist, desto schwieriger ist es, sie in die Gesellschaft zu integrieren. Dies liegt an verschiedenen Faktoren:

  • Schwierigkeit beim Erlernen der Sprache: Mit zunehmendem Alter wird das Erlernen einer neuen Sprache oft herausfordernder. Ohne die Beherrschung der Landessprache gestaltet sich die Teilnahme an Bildungs- und Arbeitsangeboten sowie die soziale Interaktion schwierig.
  • Begrenzte Verfügbarkeit von Arbeitsmöglichkeiten für ältere Geflüchtete: Viele Unternehmen bevorzugen jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgrund der Annahme, dass diese flexibler und anpassungsfähiger sind. Dies erschwert älteren Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt und erhöht ihr Risiko, in die Langzeitarbeitslosigkeit zu geraten.
  • Zusätzlich leiden ältere Geflüchtete oft unter einem Mangel an sozialen Kontakten. Sie haben möglicherweise keine Familie oder Freunde in ihrem neuen Umfeld und fühlen sich isoliert. Dies kann zu psychischen Belastungen wie Depressionen führen und die Integrationsbemühungen weiter erschweren.

Die Integration der Geflüchteten ist eine große Herausforderung, die gezielte Maßnahmen erfordert. Es ist wichtig, bedürfnisorientierte Programme und Angebote für Schutzsuchende aller Altersgruppen zu entwickeln. Dazu gehören Sprachkurse, berufliche Weiterbildungen und Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe.

Schutzsuchende in den Jahren 2018-2022 nach Geschlecht

Schutzsuchende in den Jahren 2018-2022 nach Altersgruppen

Hinweise

Nicht alle im Landkreis Rastatt lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer haben einen Schutzstatus oder einen solchen beantragt: Ende 2022 waren im Ausländerzentralregister 3.054 ukrainische Staatsangehörige erfasst, davon:

  • 2.430 Schutzsuchende (Beschreibung und Status siehe „Relevanz“)
  • 208 Person im Besitz einer Niederlassungserlaubnis
  • 141 Personen im Besitz eines Aufenthaltstitels
  • 275 Personen ohne Aufenthaltsrecht (u. A. Personen, die bei den zuständigen Ausländerbehörden bis zum 31.12.2022 nicht vorgesprochen hatten)

Datenquellen

  • Ausländerbehörden des Landkreises Rastatt, Auswertungen aus dem Ausländerzentralregister (AZR), Stichtag jeweils 31.12. eines Jahres

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